Es war einmal ein Mann, der auf der Suche nach der vollkommenen Liebe war. Viele Jahre seines Lebens hatte Jonas bereits damit zugebracht, diese Liebe aufzuspüren, die alle Grenzen des Alltäglichen sprengen sollte. Er hatte ferne Länder bereist, war ungewöhnlichen Frauen und Männern begegnet und hatte sich rastlos verausgabt, selber außergewöhnlich zu sein. Doch immer wieder inszenierte er Dramen von Trennung und Abschied, um sich erneut in die vertraute innere Emigration zurückzuziehen.
Er hatte eine Aura von Unnahbarkeit um sich, die ihm eine geheimnisvolle Ausstrahlung verlieh. Genau das veranlasste manche Menschen, ihm besonders nahe kommen zu wollen, sein Mysterium zu enträtseln, diesen Dornenprinz zu erlösen, ihm aus seinem Schattenreich ins Licht zu verhelfen. Doch das ließ Jonas nicht zu. Er tanzte eine Weile den reizvollen Tanz der Liebe, lockte und verführte, spielte mit dem Feuer und ergriff die Flucht, wenn Nähe zu nah zu werden drohte. Dabei sehnte er sich mit allen Fasern seines Herzens danach, der Wachsamkeit die Augen zu verschließen, sich der Liebe hinzugeben, einzutauchen in Lust und Leichtigkeit, loszulassen und einfach nur ins Leben zu fallen.
Für Jonas waren es die anderen, die das nicht zuließen. Sie waren zu laut oder zu leise, zu alt oder zu jung, zu oberflächlich oder zu tiefgründig, zu leichtfüßig oder zu schwierig, zu langweilig, zu gewöhnlich, zu ergeben oder zu stolz, zu unsensibel oder einfach nur lächerlich. Sie waren nie richtig.
Und so wartete er, war unzufrieden, manchmal traurig, rauchte und trank zu viel und träumte von der ganz anderen einzigartigen Liebe. Eines Abends nun stand er wieder einmal in irgendeiner Kneipe seiner Stadt, umbrandet von Rauch und Lärm. Leicht benommen starrte er in die Menge, ohne wirklich jemanden wahrzunehmen.
"Du trägst das Parfüm der Einsamkeit", sagte plötzlich eine Stimme neben ihm....
(Inge Wuthe)